Ein elektrischer Roadtrip im Jahr der Pandemie nach Norwegen bis ans Ende Europas. Allein von Hamburg zum Nordkap und zurück in 14 Tagen mit dem Tesla Model 3 SR+. Ein Reisebericht (Teil 1/2).
Dies ist Teil 1 des Reiseberichts. Die Beschreibung der einzelnen Etappen findest Du in Teil 2.
Dauer: 14 Tage vom 27.8. bis 9.9.2020 Strecke: 7319 km davon auf Fähren: 537 km Durchschnittsgeschwindigkeit: 75 km/h Gefahrene Stunden gesamt: 112 Stunden davon auf Fähren: 21 Stunden Gefahren pro Tag im Schnitt: 8 Stunden
Falls Du direkt zu den Themen springen möchtest, die Dich interessieren: Reisen in Zeiten von Covid-19 Planung und Vorbereitung Meet: Whiterose Norwegens Straßen und Fähren Elektroautos in Norwegen Laden in Norwegen Verbrauch, Reichweite und Ladepausen Camping im Model 3 Die Hotels

Skandinavien ist für mich mein zweites Zuhause: Mit meinen Eltern bin ich in den Achtzigern mit dem Opel Kadett, später mit dem Toyota Corolla jedes Jahr in Dänemark gewesen, wo ich zumeist an der Ostsee auf Falster im Ferienhaus am Strand die Sommerwochen mit Softeis, Pølser, Feuerquallen und gelegentlichen Trips an die Steilküste Møns verbracht habe. Einmal besuchten wir per Flugzeug Finnland. Später in meiner Jugend erkundete ich auf mehreren Kanutouren (Anreise im VW Passat) die Seen, Flüsse, Felsen und Wälder Schwedens (Ätran, Östersund u.a.). Dorthin kehre ich seitdem nunmehr fast jedes Jahr zurück (bisher mit Bahn oder Skoda Citigo) und besuche meine eingewanderte Verwandtschaft in Blekinge, die in einem traumhaften Haus mitten im Wald am de facto eigenen See lebt. Mit Norwegen hatte ich lange kaum Berührungspunkte — bis ich ca. 2015 begann, mich für Elektromobilität zu interessieren, und fortan mit wachsendem Interesse die Entwicklung der skandinavischen Nation verfolgte.

Inzwischen ist Norwegen für Elektromobilisten sozusagen das gelobte Land. Jedes zweite neuzugelassene Auto dort ist inzwischen ein “Battery Electric Vehicle” (BEV), also ein rein batteriebbetriebenes Fahrzeug.1 Die Ladeinfrastruktur ist entsprechend gut ausgebaut und gemessen an den 5,4 Millionen Einwohnern mindestens europaweit ohne Beispiel. Die Idee, mir das einmal mit eigenen Augen anzuschauen, ist so alt wie mein Wunsch, elektrisch zu fahren. Einmal erleben, wie gut Elektromobilität in einem Land funktioniert, das den Sprung ins vermeintlich kalte Wasser der Verkehrswende schon gewagt hat! Als ich mir im März dieses Jahres mein erstes eigenes Elektroauto kaufte, war die Reise schon fest eingeplant — doch zu dem Zeitpunkt war bereits klar, dass da eine Pandemie anrollte, sodass alle Pläne für mindestens dieses Jahr auf sehr wackeligen Beinen stehen würden.
Reisen in Zeiten von Covid-19
In Anbetracht der Erfahrungen zum Höhepunkt der ersten Pandemie-Welle stellte sich die Frage: Kann ich eine Auslandsreise in Zeiten der Pandemie überhaupt verantworten? Bis zum Juli 2020 hatte ich immer noch keinen Sommerurlaub gemacht, und ich wollte ihn auf keinen Fall zu Hause verbringen. Mein Job beinhaltete bereits seit Jahren gelegentliches Homeoffice, wegen Covid-19 nahm Homeoffice zu — sodass der Wunsch rauszukommen weiter wuchs. Und so kam mir der Gedanke: Wenn ich schon nicht meine Verwandten in Schweden besuchen kann, ist ein einsamer Roadtrip ins Nirgendwo nicht genau der richtige Urlaub für so eine Pandemiezeit? Mir wurde klar, dass der Trip in diesem Jahr im Zeichen des Social Distancing vielleicht besser passte als alles andere: Schließlich wirbt Visit Norway nicht umsonst mit den Worten: “Welcome to SPACE”.

Eigentlich stand einem Norwegen-Trip also nichts im Weg: Das Land ist EU-assoziiert und Schengen-Mitglied, war Stand August kein Covid-Risikogebiet und zudem galten von norwegischer und dänischer Seite keine Einreisebeschränkungen für Deutsche. Das änderte sich allerdings kurz vor meiner geplanten Abreise: Am Samstag, den 29.8.2020 sollte in Norwegen erneut eine zehntägige Quarantänepflicht für Einreisende aus Deutschland in Kraft treten. 2 Daher verlegte ich meine Reise spontan vor und reiste schon am Freitag, den 28.8. in Norwegen ein. Während der gesamten Reise habe ich in öffentlichen Innenräumen stets eine Maske getragen und wurde dafür oft schief angesehen, denn ich war fast immer der Einzige. For the record: Es scheint alles gut gegangen zu sein, denn ich habe bis heute, drei Tage nach meiner Rückreise vom 9.9.2020, keinerlei Krankheitssymptome.
Planung und Vorbereitung
In groben Zügen war die Idee: Auf dem schnellstem Wege rauf bis zum Nordkap als meine persönliche elektromobile Challenge, dann gemächlich zurück und mir anschauen, worauf ich Lust habe. 3 Ich legte mir eine grobe Route zurecht mit Dingen und Orten, die ich interessant fand. Ich wollte nur bei Tageslicht fahren, also zur jetzigen Jahreszeit (Anfang September) ca. zwischen 8 und 21 Uhr. Schweden wollte ich aus pandemischen Gründen unbedingt vermeiden, denn Norwegen schrieb zum Zeitpunkt der Reise für Einreisende aus den meisten Regionen Schwedens eine zehntägige Quarantäne vor. Für die Übernachtungen plante ich im Wechsel Hotel oder Camping im Auto, weil der Tesla sich für einen Alleinreisenden gut dazu eignet. Die Idee, im Auto durchs Glasdach auf Polarlichter zu gucken, war verlockend — dies sollte auch schon ab September möglich sein. Als Automatratze hatte ich mir die Tesmat geholt, dazu als Sichtschutz und Isolierung die Sunshades von Evannex, und beides schon auf kleineren Trips erfolgreich getestet.

Für die Abrechnung der vielerorts anfallenden Maut- und Fährgebühren registrierte ich ein paar Wochen vor Reiseantritt mein Autokennzeichen online 4 und bestellte mir einen Autopass-RFID-Chip, den ich an der Frontscheibe neben den Rückspiegel anbrachte. 5
Nicht nur als Tesla-Fahrer sind die Infos beim Tesla Owners Club Norway für Elektro-Urlauber sehr nützlich.

Für meine gesamte Route und alle möglichen Optionen und Sehenswürdigkeiten schaute ich mir genau an, wo es geeignete Lademöglichkeiten gab. In der Regel war das dank des unverschämt gut ausgebauten Supercharger-Netzwerks von Tesla in Norwegen sehr einfach. Für die von Tesla bislang noch nicht erschlossenen Randgebiete war die Stromtankstellen-Übersicht auf Going Electric extrem hilfreich, wenn nicht gar unerlässlich. Außerdem besorgte ich mir eine Plugsurfing-Ladekarte, mit der man in Norwegen an Schnellladesäulen des Anbieters Fortum laden kann. Dazu installierte ich die Intercharge-App 6 für den Notfall. Was ich für diese Tour nicht getan habe, aber nächstes Mal tun würde: Mir vorab den RFID-Chip von Grønn Kontakt holen, um auch deren Ladesäulen nutzen zu können. Grønn Kontakt hat eine sehr breite Abdeckung in Norwegen.7
Aufgrund der unsicheren Pandemie-Lage plante ich ansonsten nichts Konkretes im Voraus. Hotels reservierte/buchte ich immer erst am Anreisetag, die großen Fähren (ColorLine DK-NO-DK, Moskenes-Bodø) am Vorabend.
Für die Datenerfassung nutze ich die App Tezlab, 8 die über die Tesla API direkt mit dem Auto kommuniziert. Die App arbeitet die Daten optisch ansprechend auf und bietet eine interessante und deutlich detailliertere Auswertung zu dem, was Tesla selbst im Auto präsentiert. Zudem ermöglicht Tezlab, die Trip- und Ladedaten als CSV-Datei zu exportieren, was meine Arbeit an diesem Artikel in der Form erst möglich gemacht hat.
Meet: Whiterose

Als Auto‑, Computer- und Space-Nerd stand für mich Teslas Model 3 als noch bezahlbare Option ganz oben auf der Liste der in Frage kommenden E‑Autos. Kurz zusammengefasst: Das aufgeräumte Interface ohne Knöpfe in Kombination mit pfeilschnellem, riesigen Display ist für mich das Autodesign der Zukunft, das ich nicht mehr missen möchte. Das karten- und applos einwandfrei funktionierende Supercharger-Netzwerk macht Fernreisen entspannt und zeigt allen anderen Herstellern auch 2020 immer noch, wie es geht. Und wenn doch mal Not am Mann ist, gibt’s ja noch die Kartenlader der anderen Anbieter.
Außerdem sollte mein E‑Auto unbedingt camping-fähig sein, was ich mit einem Model-3-Mietwagen letztes Jahr erfolgreich getestet hatte.

Im Februar online bestellt, 24 Tage später geliefert: Whiterose, mein Model 3 SR+ in weiß mit Basisausstattung, aber den ikonischen 19er-Tesla-Felgen als einzigem Extra. Das Auto ist ohne Fehl und Tadel, den dem Vernehmen nach wegen völliger Überlastung berüchtigten Tesla Service musste ich bislang nicht bemühen. Vor Reiseantritt war der Kilometerstand bei 14.652 km, nach der Reise 21.423 km. Obwohl es erst Ende August war, hatte ich vor der Abfahrt Winterreifen aufgezogen, um nicht am Nordkap bei plötzlichem Wintereinbruch festzusitzen.
Norwegens Straßen und Fähren
Die norwegische Verkehrsinfrastruktur ist in Anbetracht der geographischen Bedingungen außerordentlich gut. Wie schwierig die Bedingungen sind, zeigt allein schon, dass es bis heute keine Bahnstrecke nach Tromsø gibt — in Narvik ist Schluss. Auch wenn die E6 als Lebensader Norwegen von Oslo bis an die russische Grenze nach Kirkenes verbindet, kommt sie nicht ohne zumindest eine Fährverbindung aus. Dennoch: Norwegen ist mit über 900 Verkehrstunneln von insgesamt über 750 km Länge (darunter der längste der Welt: der Laerdaltunnel mit 24,5 km Länge) das Land der Tunnelbauer. Dazu kommen atemberaubende Brücken und Straßen entlang der Fjordkanten. Maut ist ein gängiges Mittel, die Baukosten wieder reinzuholen — und wenn die Kosten abbezahlt sind, wird die Maut nicht mehr erhoben. Die Abrechnung erfolgt vollautomatisch über RFID-Chip (siehe oben: Planung und Vorbereitung) oder mit automatischer Autokennzeichen-Erkennung.

Abgesehen vom Großraum Oslo und den anderen großen Städten wie Bergen, Trondheim, Stavanger etc. gibt es keine Autobahnen. Das ist auch nicht nötig, denn dort ist der Verkehr im Allgemeinen übersichtlich. Das Straßennetz besteht zum Großteil aus zweispurigen Straßen, das Tempolimit ist außerorts 80 km/h. In Anbetracht der oft kurvigen Straßen ist das auch mehr als ausreichend und auch auf den Geraden richtig, wenn man nicht Elche, Rentiere, Schafe oder Kühe abräumen möchte, die insbesondere im Norden gerne mal über die Straßen laufen.
Besonders entlang der zerklüfteten Küste sind Fähren nach wie vor nicht wegzudenken. Ich kam innerhalb von Norwegen auf insgesamt 14 Fährüberfahrten, die 13 Stunden dauerten und 225 Fährkilometer überbrückten. Zur Abrechnung wird in der Regel einfach das Kennzeichen gescannt. Der Blick vom Wasser auf die grandiose Landschaft ist immer eine willkommene Abwechslung. Falls das Wetter mal schlecht ist: Auf vielen Fähren ist das Autodeck nicht geschlossen und man darf im Auto sitzen bleiben. Das ist gerade im Tesla sehr angenehm, weil er viele Unterhaltungsmöglichkeiten wie Netflix an Bord hat (ist Teil des Software-Upgrade-Pakets, welches man für 10 Euro monatlich buchen kann). Die LTE-Infrastruktur in Norwegen ist eine der besten der Welt, 9 ich hatte fast immer perfektes Netz selbst in den entlegensten Ecken.

Die Wartezeiten der Fähren sind in der Regel kurz, denn die Fähren sind eng getaktet (bei kurzen Strecken 20 Minuten). Ausnahmen sind die Fähren entlang der Helgeland-Küstenstraße 17, bei denen man bis zu zwei Stunden Wartezeit einplanen muss. Hier habe ich es zudem einmal erlebt, nicht mehr auf die Fähre gepasst zu haben und warten zu müssen (obwohl ich rechtzeitig da war). Deswegen sollte man diese Überfahrten etwas sorgfältiger planen und rechtzeitig vor der Abfahrtszeit erscheinen (für den aktuell gültigen Fahrplan einfach “[Startort] [Zielort] ferry” in Google suchen). Zu beachten: Es gibt auch privat betriebene Fähren (auf meiner Route war dies eine Fähre am Geirangerfjord). Bei denen funktioniert die Abrechnung auf herkömmlichen Wege ohne Autopass und es kann deutlich teurer werden.
Aus dem Kuriositätenkabinett: An Straßenbaustellen mit “Manuell dirigering” steht an jedem Baustellenende eine Person mit Kelle. Hier muss man warten, bis das “Ledebil” (Führungsfahrzeug) die sich schnell bildende Kolonne abholt. Das Ledebil fährt immer hin- und her und geleitet die Autokolonne mitten durch die Baustelle, direkt an den arbeitenden Straßenbaumaschinen vorbei, ans sichere andere Baustellenende.
Elektroautos in Norwegen

In Norwegen sind wirklich schon sehr viele Elektroautos unterwegs. Schwer vorstellbar aus deutscher Sicht, aber es ist als Elektromobilist eine wahre Freude, sich im norwegischen Verkehr zu bewegen. Ich habe alle aktuell verfügbaren Modelle gesehen, inklusive vieler, die ich bisher nur aus der Presse kannte — etliche Audi e‑trons (sogar ein Sportback), Mercedes EQC, Polestar 2, Nissan Leaf, Renault Zoe, Hyundai Kona und Ioniq, Kia e‑Niro und natürlich alle Tesla-Modelle (nur das Model Y habe ich leider nicht zu Gesicht bekommen). Wenn man sich Mal nicht sicher ist, ob’s elektrisch ist — am Kennzeichen kann man sie leicht identifizieren: Alle Stromer sind mit dem Kürzel EV, EL, EK oder EB vor der Nummer versehen. Um die Häufigkeit zu illustrieren: Versuche einmal im normalen Verkehr in Deutschland, die Luft so lange anzuhalten, bis Du ein Elektroauto siehst — das könnte schiefgehen. In Norwegen ist das kein Problem.10
Laden in Norwegen

Grundsätzlich lief das Laden in Norwegen wie erwartet weitestgehend problemlos. Das Supercharger-Netzwerk ist in Norwegen sehr gut ausgebaut. Keine Überraschung bei der neben Kalifornien vermutlich höchsten Tesla-Dichte pro Einwohner. Nicht nur gibt es sehr viele Stationen, sondern auch je Station südlich von Trondheim absurd viele Ladepunkte. Besonders erfreulich ist auch der unglaublich günstige Strompreis an Superchargern von umgerechnet nur 0,16 Euro/kWh (Dänemark: 0,39 Euro, Deutschland 0,33 Euro). Auf meiner Tour machte ich von insgesamt 49 Stops 38 an Superchargern. Gemittelt habe für Strom über alle Ladepunkte der ganzen Reise damit nur 0,18 Euro/kWh bezahlt (3,03 Euro auf 100 km mit meinem Durchschnittsverbrauch auf der Tour).
Es gab nur einige wenige Orte, wo ich zwingend auf Nicht-Supercharger-Ladepunkte angewiesen war:
- Nördlich von Sørkjosen, wo es Stand August 2020 noch keine Supercharger gibt (es sind welche geplant).
- im Raum Tromsø;
- entlang der Fv17 zwischen Bodø und Mo I Rana (Glomfjord);
- rund um Brønnøysund/Torghatten.

Die Ladeinfrastruktur ist so allgegenwärtig, dass man selbst im hohen Norden in Bodø in einer Tiefgarage eine Ladebox an jedem Parkplatz finden kann. ABER: Als Elektroauto-Tourist ist es gar nicht so einfach, die Stationen zum Laden zu bewegen/zu bezahlen. Viele bieten Laden per SMS an, aber das funktioniert nur mit einer norwegischen SIM-Karte. Alternativ konnte man sich bei dem jeweiligen Anbieter einen Account anlegen — diese Möglichkeit war aber nur für Skandinavier und Briten vorgesehen. Einige Ladepunkte konnte ich deswegen nicht nutzen.
Die Säulen von Grønn Kontakt hätte ich zweimal (Tromsø, Brønnøysund) gern benutzt, aber das klappte leider aus verschiedenen Gründen nicht: Den RFID-Chip im Vorhinein zu organisieren hatte ich versäumt. Grønn Kontakt bietet eine App an, die über die Telefonrechnung abrechnen können soll. Das hat aber bei mir leider nicht funktioniert, wobei es aber auch sein kann, dass einfach die Säulen kaputt waren, denn in der Intercharge-App wurden die Säulen als defekt angezeigt. Intercharge habe ich damit in keinem Fall als Notlösung ausprobieren können.
Problemlos dagegen klappte das Laden mit der Plugsurfing-Ladekarte an Fortum-Ladesäulen, was ich insgesamt viermal auf meiner Tour nutzte (2x Alta, Tromsø und Bodø). Ohne die Karte wäre ich an den genannten Punkten vielleicht gestrandet bzw. hätte viel Zeit an langsamen Notlösungen verloren. Diese empfehle ich definitiv als Backup!
Insgesamt fünfmal nutzte ich kostenlose (bzw. im Übernachtungspreis inbegriffene) Tesla Destination Charger (in Hirtshals, Olderfjord, Lofoten, Glomfjord und Vik). Es wären noch zwei Nächte mehr gewesen, wenn die Destination Charger nicht schon belegt gewesen wären (Bodø, Kristiansand).
Verbrauch, Reichweite und Ladepausen
Weil es zu den häufigsten Fragen gehört, die Menschen stellen, die noch mit der Elektromobilität fremdeln, möchte ich dem einen eigenen Punkt widmen. Hier die wichtigsten Daten im Überblick:
Strecke: 7319 km davon auf Fähren: 537 km Durchschnittsgeschwindigkeit: 75 km/h Gesamtverbrauch: 1.144 kWh Durchschnittsverbrauch: 16,86 kWh/100km

16,86 kWh entspricht vom Energiegehalt dem Verbrauch von 1,72 l Diesel auf 100 km. Der Normverbauch des Model3 SR+ liegt eigentlich sogar nur bei 14,3 kWh/100km, doch das habe ich aus verschiedenen Gründen nicht erreicht.
Beim Elektroauto wirken sich aufgrund der hohen Effizienz externe Faktoren sehr stark auf den Verbrauch aus. Ich gehe davon aus, dass der Löwenanteil des Überverbrauchs aufs Konto der Winterreifen geht, die einen höheren Rollwiderstand haben. Darüber hinaus spielt die niedrige Temperatur eine wichtige Rolle. Nördlich von Trondheim hatte ich mit Ausnahme der Lofoten oft nur 10–12° C, nachts ging’s runter bis auf 3° C (da bin ich aber nicht gefahren). Tiefster gemessener Wert waren 2° C auf 1200 Meter über dem Meeresspiegel bei einer Fahrt durchs Aurlandfjell (das Hochland oberhalb des Laerdaltunnels), da stieg der Verbrauch auch mal kurzzeitig auf 25 kWh/100km an. Dazu sind im Verbrauch sämtliche anderen Stromnutzer mit drin: Die Klimaanlage inkl. Camping (drei Nächte), Sentry-Modus, Netflix sowie Laden von Laptop und Handy.
Ladezeit gesamt: 44 Stunden davon on the road: 19 Stunden Ladestopps gesamt: 49 davon on the road: 38 davon Supercharger-Stopps: 32 Durchschnittlich zurückgelegte Strecke/Tag: 523 km Durchschnittliche Zeit unterwegs (Auto/Fähre)/Tag: 8 Stunden Ladestopps on the road im Schnitt pro Tag: 2,7 Ladezeit on the road im Schnitt pro Tag: 82 Minuten
Bei 523 km bzw. 8 Stunden Fahrtzeit/Tag waren es im Schnitt knapp drei Ladestopps pro Tag von je knapp 30 Minuten. Das ist nach 2 Stunden Fahrt aber auch gern genommen bzw. nötig — zum Beispiel für eine Toilettenpause, einen Imbiss, um sich die Beine zu vertreten oder auch einfach die nächsten Schritte zu planen. Die längste gefahrene Einzeletappe war vier Stunden lang (282 km), die häufigsten Stopps machte ich am vorletzten Tag mit sechs Stopps auf 681 km mit einer Gesamt-Ladedauer von 107 Minuten (Durchschnitt 18 Minuten/Stop). Wenn man die Ladekurve gut ausnutzt, kann man die Stopps sehr kurz halten: Optimal ist sie zwischen 10% und 50%, weil der Tesla da mit 100 kW oder mehr lädt. Zu kurze Stopps machen allerdings auch keinen Sinn wegen der Minuten, die man für Anfahrt und Abfahrt verbraucht.
Die meiste Ladezeit fiel wie erwartet an langsamen Destination Chargern über Nacht an. Das hätte ich gern noch öfter gemacht — definitiv die smarteste Art zu laden und in der elektromobilen Zukunft sicher bald so normal, wie es einmal gute Sitte war, seinem Reisepferd bei der Einkehr einen Eimer Hafer hinzustellen.
Camping im Model 3

In den 14 Tagen habe ich letztlich doch nur drei Nächte im Auto geschlafen und nicht sieben, wie ursprünglich angepeilt.
Zum einen musste ich feststellen, dass die Tesmat für mich doch gern noch ein bisschen dicker hätte sein dürfen. Es ging und ist durchaus bequem — aber ich denke, mit einer dickeren Matratze hätte ich insgesamt besser geschlafen. Immerhin war ich so alle drei Male sehr früh wach und bin schon vor sieben Uhr losgekommen. 🙂
Der bekannte Elektromobilitäts-Youtuber und Norweger Björn Nyland verriet in einem seiner letzten Matratzen-Testvideos, dass er eigentlich immer nur auf einer einmal gefalteten Ikea Matratzenauflage “Tuddal” im Model3 schläft, vielleicht lege ich mir die noch obendrauf oder meine selbstaufblasende Isomatte drunter.
Die Tesmat ist dennoch kein Fehlkauf: Sie hat am Kopfende Holzplatten unter der Matratze eingebaut, so dass die Bettlänge über die umgeklappten Rücksitzlehnen hinaus vergrößert wird. Mit meinen 1,82m passt das gerade so, diagonal sehr bequem. Zu zweit mag das für schmale und nicht zu große Menschen funktionieren, aber da muss man sich schon sehr mögen.
Zum anderen wurde mir auf der Reise klar, dass bei so viel Autofahren am Tag ein richtiges Bett eigentlich ganz schön ist am Ende des Tages und ein ordentliches Frühstück am nächsten Morgen auch nicht zu verachten ist.
Die Sunshades sind absolut empfehlenswert, sorgen sie doch für Privatsphäre (man kann das Glasdach natürlich offen lassen, wenn man will) und dämmen den Innenraum, was den Stromverbrauch der Klimaanlage senkt.

Polarlichter habe ich leider nicht gesehen — entweder es war zu bewölkt oder es war zu hell. Insgesamt war es noch sehr früh in der Saison, im Winterhalbjahr sind die Chancen wohl wesentlich größer. Die besten Chancen hatte ich ausgerechnet in der Nacht, in der ich in Tromsø war — mitten in der zwar wolkenlosen, aber hell erleuchteten Stadt. Auf dem Iphone habe ich als Vorhersage-Tool “Aurora” benutzt (kostenlos mit Werbung).
Ein paar Camping-Kurztipps:

- Das Model 3 idealerweise mit der Front etwas bergab parken, weil die Liegefläche nicht ganz gerade ist. Auf der umgeklappten Rückbank liegt man sonst etwas aufwärts.
- Der Camp-Modus-Screen ist ja ganz hübsch anzusehen, mir aber zum Schlafen zu hell. Ich lege da immer ein Handtuch drüber.
- Die Klimaanlage auf Camp-Modus stellen. Vor dem Einschlafen Bluetooth auf dem Handy ausmachen und per App die Türen abschließen. So ist sichergestellt, dass das Auto nicht durch den Handyschlüssel remote aufgeschlossen wird, wenn jemand den Türöffner von außen betätigt. Aber morgens aufpassen, dass man entweder den Handyschlüssel wieder aktiviert oder zumindest immer eine Schlüsselkarte dabei hat, wenn man aussteigt.
Meine Camping Locations: - Alvdal Supercharger - Skibotn Supercharger - Zwischen Finneidfjord und Bjerka, Parkplatz an der E6 - Wo ich nicht gecampt habe, aber hätte campen sollen (ein absolutes Highlight): Lofoten Beach Camp
Mehr Infos zu den Locations in der Beschreibung der Etappen.
Die Hotels

Ich hatte sehr gemischte Erfahrungen mit den Hotels/Motels/Unterkünften. In jedem Hotel blieb ich nur eine Nacht. Von Absteige bis gefühltes Luxushotel war alles dabei, und das korrespondierte nicht immer mit den Preisen. Insgesamt sind Hotelübernachtungen in Norwegen meiner Erfahrung gemessen an der Qualität der Hotels vergleichsweise teuer, aber es waren auch sehr preiswerte Übernachtungen darunter. Hätte ich früher reserviert und länger günstige Unterkünfte gesucht, hätte ich sicher noch billiger davonkommen können. Alle Detail-Infos zu “meinen” Hotels findet ihr bei den einzelnen Etappen im nächsten Teil.
Schöner Bericht! Bin weder Camper noch E‑Auto-Enthusiast. Aber gefallen hat’s mir trotzdem.
Moin
Ohne Worte einfach nur gut ! Eine Reise mit Horizont Erweiterung für Eindrücke über Nachbarländer und E‑Mobilität! Respekt!